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Kräuter

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...Epilog

Und so sprach die Erzengelwurz zum Wissenschaftler:
Eine zeitgenössische Druidenweisheit

Da fragte die Erzengelwurz den Wissenschaftler: „Hältst du es für möglich, einen Menschen vollständig zu zerlegen, ihn auf seine chemischen Grundbestandteile zu reduzieren, das Ergebnis in eine messende und analysierende Maschine zu speisen und dann daraus zu schließen, ob er ein begabter Maler oder ein kreativer Musiker ist?“

„Nein“, erwiderte der Wissenschaftler, ohne zu zögern.

„Warum glaubst du dann, dass du etwas über mich weißt, nur weil du genau das mit meinem physischen Körper getan hast?“, fragte die Erzengelwurz mit leisem Spott in der Stimme.

„Ja, aber wie sonst soll ich denn etwas über die Heilkräfte einer Pflanze erfahren?“, seufzte der verunsicherte Wissenschaftler.

„Frage doch einfach die Alten, frage die Weisen, frage die, die mit den Geistern der Natur vertraut sind, und sie werden es dir sagen!“, antwortete die Engelwurz.

„Aber wir haben keine alten Weisen mehr und kaum noch Überlieferungen und wer ist denn überhaupt noch mit Geistern und der Natur vertraut?“, meinte der Wissenschaftler niedergeschlagen und deutete mit der Hand auf die Hochhäuser, die vor dem Fenster seines Laboratoriums hinauf in den Himmel ragten.

„Dann musst du eben selbst ein Weiser werden! Dann nimm mich zum Lehrer. Komm setz dich zu mir! Und wenn du geduldig bis und deine Augen und Ohren aufsperrst, dann werde ich dir die Rituale und Zauberworte schenken, mit denen du meine Geschwister rufen kannst.“

aus „Der Garten der Druiden“ von Dr. Claudia Urbanovsky, erschienen 2008.
ISBN 978-3-7934-2067-5 beim Allegria-Verlag